Mit „Star Wars: X-Wing“ ließen die Kreativen der US-Spieleschmiede
Fantasy Flight Games 2012 erstmals Hobby-Imperiale und
Wohnzimmertisch-Rebellen spannende Duelle mit Raumjägern austragen. Mit
„Star Wars: Armada“ folgte 2015 die Möglichkeit, Gefechte mit
Großkampfschiffen zu führen. „Star Wars: Rebellion“ nun hebt den
galaktischen Konflikt wieder auf eine neue Ebene. Diesmal geht es um die
Vorherrschaft in der ganzen Galaxis!
Es ist schon eine massive
Box, die vor einem auf dem Tisch steht, wenn man sich anschickt, eine
Partie „Star Wars: Rebellion“ zu spielen. Die Größe des Konflikts, die
Schwere der Entscheidungen – all das schwingt bereits beim Anblick des
Spielkartons mit, der auf der Front eine Collage aus Helden und Schurken
zeigt, wobei das Imperium mit Darth Vader, dem Todesstern und den
AT-ATs bezeichnenderweise die optische Übermacht hat. Öffnet man die
Box, so ist dort trotz der Fülle an Spielmaterial einiges an Luft. Das
ist aber gar nicht so schlimm, denn es erlaubt dem pedantischen
Brettspielfreund, alle Spielmarken, Karten und Miniaturen ordentlich in
Hüllen und Setzkästen zu verstauen, ohne dass die Box deswegen zu klein
wäre. Nur von dem Papp-Inlay muss man sich trennen.
„Star Wars:
Rebellion“ ist ein asymmetrisches Strategiespiel für bevorzugt zwei
Personen. Man kann es zwar auch zu dritt oder viert spielen, teilt dann
aber die Fraktionen im Grunde nur noch einmal auf, wobei jeder Spieler
einer Fraktion (es gibt dann einen Admiral und einen General auf beiden
Seiten) bestimmte Aufgaben im Spiel zugewiesen bekommt. Der Admiral
rekrutiert, schlägt Weltraumschlachten und baut Einheiten; der General
löst Missionen, führt Bodengefechte und treibt mit der Suche nach dem
Rebellenhauptquartier bzw. nach Unterstützung für den Kampf gegen das
Imperium die jeweilige Sache voran. Kommunikativer ist diese Variante
auf jeden Fall, „runder“ spielt sich „Rebellion“ aber eindeutig im
Zweierduell.
Vor der eigentlichen Partie steht der Spielaufbau,
der etwas aufwändiger ist, weil es eine Menge Einheiten über die Galaxis
zu verteilen gibt. Über das Spielmaterial muss man bei FFG und dem
deutschen Partner Heidelberger Spieleverlag eigentlich kaum ein Wort
verlieren. Das Spielbrett ist stabil und sieht toll aus, die Karten
weisen stimmungsvolle Bildmotive auf, die Regeln sind übersichtlich
aufgebaut und gut verständlich. Man merkt einfach, dass hier langjährige
Profis am Werk sind (die ihre Lehren aus frühen, schrecklich komplex
aufgebauten Spielsystemen längst gezogen haben). Einen minimalen Abzug
muss man für die Miniaturen vergeben. Sie sind schön modelliert, weisen
aber leichte Gussgrate auf und die drei Todessterne (der Trend geht ja
schon seit George Lucas zur Ersatzsuperwaffe) lassen sich leider nicht
ordentlich zusammensetzen; stattdessen sitzen die Halbschalen etwas
schief aufeinander. Das ist schade, fällt aber auf dem Spielbrett später
tatsächlich kaum auf. Dort wirken die Armeen schon beeindruckend, die
sich gegenüberstehen. Insofern ist diese kleine Kritik Meckern auf hohem
Niveau.
Es gibt zwei wichtige Elemente in dem Spiel: Anführer
(Pappmarker auf Plastikständern) und Einheiten (die Miniaturen). Die
Anführer – etwa Prinzessin Leia oder Darth Vader – führen die für das
Spiel so wichtigen Missionen durch und ziehen Einheiten um sich
zusammen, um Gefechte zu führen. Die Einheiten – vom Sturmtruppler, über
den X-Flügler, bis zum Sternenzerstörer und Todesstern – schlagen
Schlachten und sichern sich so die Loyalität oder auch bloß den
furchtsamen Gehorsam von Planetenbevölkerungen, was beispielsweise für
den Bau von neuen Einheiten Bedeutung hat.
Gespielt wird über
mehrere Runden, die aus jeweils drei Phasen bestehen, wobei vor allem
die ersten beiden wichtig sind. In der Zuweisungsphase weisen die
Spieler beliebig viele ihrer Anführer Missionen zu (bis zu zwei pro
Mission). In der nachfolgenden Kommandophase können sie diese dann
aufdecken und abhandeln oder verbliebene Anführer auf Planetensysteme
setzen, die daraufhin aus der Nachbarschaft Einheiten zusammenziehen und
möglicherweise ein Gefecht auslösen. In der Auffrischphase werden alle
Anführer zum Hauptquartier zurückbeordert, man ziehen neue
Missionskarten, der imperiale Spieler startet Suchdroiden, um den
geheimen Rebellenstützpunkt zu finden und der Zeitmarker wird
weitergerückt. Dann beginnt die nächste Runde.
Das setzt sich so
lange fort, bis ein Spieler gewonnen hat. Die Siegbedingungen sind für
beide Spieler unterschiedlich. Der Imperiale muss den Rebellenstützpunkt
finden und erobern. Die Rebellen versuchen unterdessen so viel
Mitstreiter für ihre Sache gewinnen, dass Sympathiemarker und Zeitmarker
auf der gemeinsamen Leiste aufeinandertreffen.
Das Schöne an
„Star Wars: Rebellion“ ist, dass es wirklich mit jeder Partie eine
Geschichte erzählt. Missionen werden durchgeführt, das Imperium jagt die
Rebellen, Anführer werden gefangen genommen, verhört und gerettet,
Systeme werden sabotiert und vielleicht kommt es sogar zum Kampf um den
Todesstern. Dabei entwickelt sich eine Partie zunehmend wie der Film
„Das Imperium schlägt zurück“. Nach Anfangssiegen der Rebellion breitet
sich die imperiale Flotte unfassbar stark aus und der Rebellenspieler
wird zunehmend zum Gejagten, dessen verbliebene paar Schiffen vor der
Macht der Imperators fliehen und der durch verzweifelte Missionen den
Feind auf Abstand zu halten versucht. Das alles wirkt enorm
stimmungsvoll und macht einen Riesenspaß, vor allem, wenn die Spieler
bereit sind, die Geschichte „mitzuerzählen“, die sich auf dem Brett
entwickelt. (Eine CD mit „Star Wars“-Soundtrack trägt das ihre dazu bei,
Atmosphäre zu erzeugen.)
Sehr elegant ist übrigens auch der
Kampf gelöst. Einheiten weisen schwarze und/oder rote Angriffswürfel auf
und entweder einen schwarzen oder einen roten Ausdauerwert. Greift zum
Beispiel ein Tie-Jäger an, wirft er einen schwarzen Würfel. Ein
Treffersymbol, das durch die enorm wichtigen Taktikkarten modifiziert
werden kann, darf nur einer Einheit zugeordnet werden, die einen
schwarzen Ausdauerwert hat. Das sind vor allem Jagdmaschinen. Das heißt
Jäger können Großkampfschiffe nicht beschädigen. Auf der anderen Seite
haben Großkampfschiffe deutlich bessere Offensivchancen gegen andere
Großkampfschiffe, weil Jäger einfach zu flink für Turbolaser sind – wir
kennen das aus den Filmen. Und Bomber wie ein Y-Flügler weisen nur einen
roten Würfel auf, denn sie versagen im Jägerduell, eignen sich aber
dazu, große Brocken anzuschlagen. Analog verläuft es am Boden. Ein AT-AT
kann keine Fußtruppen vernichten, ein Rebellensoldat aber auch keinen
AT-AT (Ausnahmen bestätigen die Regel). Das System ist einfach, gut
ausgetüftelt und vermittelt perfekt die Kampfstärken einzelner
Einheiten.
Einziges Manko: Das Spiel dauert! Auf dem Karton sind 3
bis 4 Stunden angegeben und drunter klappt es wirklich nicht. Anfänger
brauchen auch durchaus mal 5 bis 6 Stunden. So ein galaxisweiter
Konflikt zieht sich halt. Das ist absolut nicht langweilig, aber gerade
Gelegenheitsspieler dürften davon erschlagen werden. Übrigens ist auch
eine gewisse „Star Wars“-Begeisterung Pflicht bei diesem Spiel. Wer mit
dem Franchise wenig anfangen kann, wer die mitschwingende Atmosphäre
zahlreicher Spielmomente nicht erfasst, für den dürfte sich das Spiel,
das nicht zuletzt einen recht stattlichen Preis hat, nicht lohnen. (Aber
wer kauft schon ein Spiel, auf dem „Star Wars“ steht, wenn er „Star
Wars“ nicht mag ...)
Fazit: „Star Wars: Rebellion“ schließt
perfekt die Lücke, die am oberen Ende der Konfliktkette zwischen dem
Imperium und den Rebellen noch bestand. Nach Jägerduellen und Gefechten
mit Großkampfschiffen kann nun die Krieg der Sterne auf Galaxisebene
ausgefochten werden. Tolles Spielmaterial und elegante Regeln sorgen für
ein extrem atmosphärisches Spielerlebnis, bei dem sich die begleitende
Geschichte fast von selbst erzählt. Es bleibt zu hoffen, dass FFG
Erweiterungen plant, denn gerade im Bereich Anführer und Einheiten wäre
noch einiges denkbar. (Von einem alternativen Konflikt wie den
Klonkriegen ganz zu schweigen, aber FFG hat sich bislang ja mit allen
„Star Wars“-Produktlinien stets von den Prequels ferngehalten, sodass
hiermit kaum zu rechnen ist.) Für Genre-Gamer und „Star Wars“-Fans, die
bereits sind, sich auf ein Spiel mit genug Zeit einzulassen, eine
definitive Kaufempfehlung!
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